Der Bauernkrieg als Graphic Novel: Im Interview mit Dr. Christian Gries
2025 jährt sich der sog. Bauernkrieg zum 500. Mal: Bauern, Handwerker, Arbeiter und viele andere wehrten sich vor dem Hintergrund der um sich greifenden Reformation 1524/1525 aus ökonomischen und religiösen Gründen gegen eine als tyrannisch empfundene Obrigkeit. Es kam zu zahlreichen Aufständen in Teilen Thüringens, Sachsens und insbesondere im süddeutschen Raum, die von den Herrenmitunter blutig niedergeschlagen wurden.
Zahlreiche kulturelle Institutionen in ganz Deutschland widmen sich aktuell und im nächsten Jahr dem Bauernkrieg, insbesondere das Landesmuseum Württemberg, das in der großen Landesausstellung ›500 Jahre Bauernkrieg‹ fünf Projekte vereint, die sich in ganz unterschiedlichen Zugängen dem komplexen Thema nähern.
Eines dieser Projekte ist ›LAUTseit1525‹, ein digitales Storytelling, das vor allem auf Social Media Ereignisse und Figuren des Bauernkriegs in Form einer Graphic Novel neu erzählt, die mit Hilfe generativer künstlicher Intelligenz erstellt wird.
Wir sprechen mit Dr. Christian Gries, dem Leiter der Abteilung Digitale Museumspraxis & IT im Landesmuseum Württemberg, über den Hintergrund und die Entstehung des Projekts.
Der Bauernkrieg war vielerorts keine ganz friedliche Angelegenheit.
Mittelalter Digital: Lieber Christian, was uns natürlich sehr interessiert ist die Frage, wie ihr zur Idee gekommen seid, ein Thema wie den Bauernkrieg mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz als Graphic Novel aufzubereiten. Eure große Landesausstellung vereint in den fünf Projekten ja auch viele „klassische“ Arten, das Thema zu präsentieren – wieso also zusätzlich eine Graphic Novel auf Social Media?
Christian Gries: Das LMW hatte schon vor Jahren den Entschluss gefasst, die Große Landesausstellung auch mit einem digitalen Projekt zu begleiten. Dieses hatte die Aufgabe, die verschiedenen analogen Ausstellungen an unterschiedlichen Orten zu verbinden. Zudem sollte es in die Fläche wirken und ein eher diverses Publikum abholen, das nicht zwingend auch ein Museumspublikum ist. Wir wollten und wollen das Thema "Bauernkrieg" zugänglich machen und Menschen für eine Zeit interessieren, die lange vorbei und wenig vertraut ist.
Unsere Hauptzielgruppe ist ca. 25-55 Jahre alt und dem Digitalen gegenüber aufgeschlossen. Deshalb auch die Entscheidung für die in der Museumswelt längst etablierte Plattform Instagram. Sehr schnell sind wir dann schon zu Beginn des Projekts zu Erzählungen in Videoformaten und Illustrationen gekommen und haben dann auch mit der visuellen Erzählform eines Comics experimentiert. Tatsächlich ist der Weg von der ›Weissenauer Chronik‹ des Abtes Jakob Murer mit den Federzeichnungen zu den Ereignissen des Bauernkriegs in einer modernen Bildgeschichte gar nicht so weit!
Das Sprechen über methodisches Arbeiten zeichnet das Projekt ›LAUTseit1525‹ aus.
Mittelalter Digital: Die Idee ist da – aber wie startet man dann ein solches Projekt, das ja mit einer Laufzeit bis zum Herbst 2025 auch sehr langfristig angelegt ist?
Christian Gries: Wir haben im Dezember 2022 mit einem Designsprint begonnen und eine Woche lang mit Mitarbeiter*innen aus dem LMW und externen Teilnehmer*innen (darunter auch ein Illustrator, eine Schauspielerin und ein Kameramann) über Formate und Konzepte nachgedacht, die ein so langes Projekt tragen können. In der Folge gab es dann eine öffentliche Ausschreibung für die Begleitung durch eine Agentur, die die Firma ›ACAMEO‹ (Tübingen) gewonnen hat. Zwischen den einzelnen Bauernkriegs-Projekten gab und gibt es dann viele Abstimmungstermine, bei denen die Inhalte, Konzepte und Entwicklungen und natürlich auch etwaige Anpassungen diskutiert werden.
Mittelalter Digital: Kannst du ein wenig davon erzählen, wer alles bei euch im Haus (und vielleicht darüber hinaus) im Projekt involviert ist, wer welche Aufgaben übernimmt und wie ihr am Ende alle Einzelteile wieder zusammenführt?
Christian Gries: Wie bei allen fünf Projekten zum Bauernkrieg haben wir auch bei ›LAUTseit1525‹ ein eigenes Team aufgestellt. Aus der Abteilung der Digitalen Museumspraxis im LMW sind wir aktuell zu dritt. Neben mir als Projektleiter stehen zwei Historiker*innen im Projekt, die im Wesentlichen die Inhalte erarbeiten und in Teilen auch umsetzen.
Wir haben eine freie Community-Managerin und Kommunikationsexpertin, die den Austausch mit den vielen Partnern im Projekt steuert und entwickelt. Begleitet werden wir zudem von der Agentur ›ACAMEO‹, die mit einer ganzen Reihe von Kompetenzen agiert: vom Projektmanagement über das Webdevelopment, Design und die Illustration bis zum Community-Manager.
Des weiteren ist von Beginn an die Agentur ›manicmonday‹ involviert, die Dramaturgie, Storylines und Drehbücher mitentwickelt hat. Für die Produktion von Videocontent und Reels arbeiten wir mit der Agentur ›Flügelmann‹ (Tübingen) zusammen. Das eigentliche Kernteam im LMW führt im engen Dialog mit der Leadagentur die einzelnen Inhalte (und die Wünsche und Inhalte) der Projektpartner wieder zusammen. Das sind unzählige Videokonferenzen, digitale Tools und Projektumgebungen, über die das dann läuft. Daneben arbeiten wir aber auch mit verschiedenen externen Reenactment-Gruppen und Museen zusammen, die wertvolle Inhalte beitragen oder sogar direkt in die Produktionen involviert sind.
Mittelalter Digital: Augenscheinlich ist natürlich gleich der Einsatz von Bild-KI. Kannst du etwas darüber sagen, welche Tools ihr genau einsetzt? Nutzt ihr KI alleine für die Bildgenerierung oder auch in anderen Kontexten, bspw. für redaktionelle Fragestellungen?
Christian Gries: Ich bin immer wieder erstaunt, dass das Thema KI so dominant gemacht wird. Immerhin steht ja die Geschichte des Bauernkriegs und damit der Wissenskanal ›LAUTseit1525‹ im Vordergrund, der vom Publikum auch sehr dankbar angenommen wird. Tatsächlich kommt KI nur in der visuellen Umsetzung von Bildern zum Einsatz. Drehbuch, Konzept und alle anderen Inhalte (alle Texte) sind 100% von Menschen gemacht und geschrieben. Zur visuellen Umsetzung nutzen wir ›Midjourney‹, bei der kommenden Ausstellung in Bad Schussenried ist aber auch ›stable diffusion‹ im Einsatz. Wer mehr dazu lesen möchte, kann das hier und hier gerne tun.
Kontextualisierung ist wichtig – und so versucht das Projekt, die Entstehung des sog. Bauernkriegs auch in den Zeitgeist und die übergeordneten gesellschaftlichen und politischen Strömungen einzubetten.
Mittelalter Digital: Eure erste „Protagonistin“ ist ja die Baderin Magdalena Scherer, die auch über einen eigenen Instagram-Kanal verfügt. Wie seid ihr grundlegend in der Vorbereitung beim Erstellen eurer „Story“ vorgegangen? Und wie habt ihr die historischen Figuren – am Ende sollen es ja zehn sein, die aus „ihrer“ Sicht „den“ Bauernkrieg erzählen – identifiziert, die ihr den Fokus eurer Erzählung stellen möchtet?
Christian Gries: Diese Arbeit ist eng verknüpft mit der Entwicklung der kulturhistorischen Ausstellung ›UFFRUR!‹ in Bad Schussenried, bei der acht historische Figuren auftreten werden. Bei der Auswahl und Entwicklung der Figuren wurden anhand von Quellen und Forschungsliteratur Personen herausgepickt, die eine zentrale Rolle v. a. im süddeutschen Bauernkrieg eingenommen haben oder besonders bekannt sind – wir denken da an den Truchsess von Waldburg („Bauernjörg“) als Gegenspieler, Götz von Berlichingen oder Sebastian Lotzer als Verfasser der zwölf Artikel.
Die Baderin Magda führt im ersten erzählerischen Teil des Projekts in den Alltag und die Nöte der gemeinen Leute ein.
Wichtig war uns, dass mit Margarete Renner und Magdalena Scherer auch Frauen dabei sind – damit soll auch der weiblichen Beteiligung am Bauernkrieg Aufmerksamkeit geschenkt werden, die sonst häufig außer Acht oder grundsätzlich negiert wird. Durch die Arbeit mit den Partnerinstitutionen kamen dann ein paar Figuren noch dazu. Bei der Entwicklung der persönlichen Geschichten haben wir einen mikrohistorischen Ansatz gewählt:
Wir erzählen die Geschichte einer Person so, wie sie hätte sein können, nicht unbedingt, wie sie war. Das heißt, wir nutzen auch überlieferte Handlungen ähnlicher Personengruppen und zeitgenössische Mentalitäten, in deren Kontext man die jeweilige Person setzen kann, um die Charakterisierungen lebendiger zu machen und eine Story erzählen zu können.
Das Storytelling zu Magda wird von dem faktenbasierten Wissensaccount ›LAUTseit1525‹ begleitet. Hier werden relevante Quellen und historisches Material publiziert.
Mittelalter Digital: Graphic Novels leben ja in erster Linie von ihren Figuren: Wie seid ihr bei der Erstellung eurer Figuren vorgegangen? Ich nehme an, dass ihr für jede einzelne Figur die KI mit Bilddaten angelernt habt, um ein möglichst kohärentes Bild der Figur über die einzelnen Darstellungen hinweg zu erzeugen. Habt ihr euch dafür – soweit möglich – an Quellen orientiert? Die Figur des Georg von Waldburg-Zeil scheint mir jedenfalls angelehnt zu sein an historischen Darstellungen, die wir von ihm haben.
Der Feldherr Georg Truchsess von Waldburg in seinem visuellen Erscheinungsbild im Storytelling bei ›LAUTseit1525‹ (Abb. via KI generiert).
Christian Gries: Exakt so haben wir das gemacht. Wir haben zunächst auf der Basis von Quellenmaterial (historischen Darstellungen) und in der Zusammenarbeit mit den Fachexpert*innen vor Ort reale Figuren via ›Midjourney‹ entwickelt und diese dann durch einen Prompt wieder zu einer Grafik umgewandelt. Im Prozess wurde sehr schnell klar, dass die KI keine historisch korrekten Darstellungen erzeugen kann und wir eine kritische Begleitung brauchen.
Kohärente Bilder sind dabei eine besondere Herausforderung und da hat die KI auch noch viele Defizite. Darstellungen von Männern lassen sich beispielsweise wesentlich harmonischer entwickeln als die von Frauen. Zudem ist der Bias auch bei der Bildgenerierung recht hoch und es kommt immer wieder zu deutlichen Verzerrungen, die mitunter viele Klischees aus dem vermeintlichen Mittelalter bedienen.
Holzschnitt aus der Chronik der Truchsessen von Waldburg (Truchsessenchronik) in der Pergamenthandschrift der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart (ehemals Fürstl. Bibliothek Donaueschingen), Cod. Don. 590, (Bildquelle: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz352883766, Public Domain Mark 1.0)
Mittelalter Digital: Museen übernehmen im Bildungssektor eine spezifische Rolle und ihnen wird durch ihren institutionellen Status auch viel Vertrauen im Hinblick auf die Aufbereitung von historischen Inhalten entgegengebracht. Wiederholt kam es ja vor diesem Hintergrund auch zu Kritik gegenüber eurem Projekt, einerseits wegen der Urheberrechtsproblematik dem Einsatz von KI gegenüber, andererseits wegen der Art und Weise wie die KI das beginnende 16. Jahrhundert optisch darstellt.
Vorwürfe richteten sich, inhaltlich mit einigem Recht, bspw. gegen die Optik der Figuren, welche vielmehr einer Fantasywelt als der Reformationszeit entsprängen und damit ein – durch ein Museum forciertes – Bild der Zeit prägten, welches die Rezipientinnen und Rezipienten der Graphic Novel nur sehr schwer als richtig oder falsch hinterfragen könnten.
Habt ihr im Vorfeld mit einem solchen Feedback gerechnet und mit welchen Bewertungsmaßstäben seid ihr in diesem Kontext selbst an die Resultate der KI herangegangen?
Wo beginnt Fiktion, wo hört Authentizität auf? Geschichte bildlich zu inszenieren, ist eine große Herausforderung.
Christian Gries: Wir hatten uns umfangreich auf ein kritisches Feedback vorbereitet. Allerdings haben wir es eher seitens politischer Gruppierungen erwartet und weniger aus der Kreativwirtschaft. Da spielte sicher der zeitliche Zusammenhang zwischen den KI-Konflikten in der Verlagsbranche, dem sog. ersten KI-Urteil und verschiedenen anderen, fast zeitgleichen Momenten mit unserem Storytelling eine große Rolle.
Die juristischen Dimensionen haben wir vorab und auch im Nachgang von Rechtsexperten prüfen lassen. Im Blick auf Trainingsdaten, Urheberrecht und Lizenzmodelle brauchen wir sicher weitere Klärungen. Die Konflikte werden zwar mittlerweile auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene thematisiert, es fehlt aber bisher an einem verlässlichen und vor allem eindeutigen urheberrechtlichen Rechtsrahmen. Das Landesmuseum teilt da Positionen und Forderungen des Deutschen Kulturrats nach einem Ausgleich der Interessen aller Beteiligten, insbesondere die Berücksichtigung der Interessen der Urheber*innen, ausübenden Künstler*innen sowie aller sonstigen Rechtsinhaber.
Um sich der Authentizitätsdebatte nähern zu können, ist eine transparente Auseinandersetzung mit den erhaltenen Quellen zum Bauernkrieg unerlässlich.
Zum Anderen: Darstellungen von Geschichte sind und bleiben immer Konstruktion und Interpretation. Im Projekt ›LAUTseit1525‹ nutzen wir KI daher auch als visuelle Metapher für die Ungewissheit in der historischen Rekonstruktion. Deshalb führen wir auch das Label „eine Geschichte der Möglichkeiten“ im Namen.
Mit diesem Ansatz unterscheiden wir uns von anderen etablierten Ansätzen in der Geschichtsvermittlung, indem wir, gemäß der Mikrogeschichte, ein Mindestmaß an Ungewissheit akzeptieren und einer einseitigen, „wie es eigentlich gewesen ist“-Perspektive (nach Leopold von Ranke) entgegenstellen. Die KI ist für uns eine neue Möglichkeit, diese abstrahierende Ebene beim Umgang mit Geschichte deutlich zu machen und offensiv mit der Problematik der historischen Authentizität umzugehen.
Unsere von der KI produzierten Abbildungen haben wir von Beginn an kritisch beurteilt und deshalb auch von Beginn an das Storytelling mit einem flankierenden Wissensaccount begleitet. Dort finden sich ja auch eigene Dekonstruktionsformate, die sich mit den unscharfen KI-Bildwelten auseinandersetzen (wie z. B. beim Thema "Textilien" hier).
Was trugen die Menschen um 1525 eigentlich? Dieser Frage lässt sich über Bildquellen annähern – KI hat ihre ganz eigene Vorstellungen…
Mittelalter Digital: Innovation lebt ja von Austausch, und auch ihr seid mit eurem Projekt vernetzt, diskutiert es bspw. auf Tagungen und Veranstaltungen. Wie wird ›LAUTseit1525‹ in der Academia aufgenommen? Gibt es aktuell vergleichbare Projekte, mit denen man Erfahrungen austauschen kann?
Christian Gries: Wir tragen das Projekt in jede Diskussion, in der eine Auseinandersetzung gewünscht wird. Wichtig war zum Beispiel der Aufschlag im Kontext der „Fake History“-Diskussion und der Frage nach „unsicheren Vergangenheitsrekonstruktionen“ gerade in den sozialen Medien. Wir haben unser Projekt da vorgestellt und viele hilfreiche Impulse und Anregungen mitgenommen. Spannend war, dass gerade aus dem Bereich der Wissenschaftskommunikation der Ansatz sehr offen und auch positiv aufgenommen wurde.
KI-generierte Bilder prägen zunehmend die visuelle Kultur unserer Öffentlichkeit, werden jedoch gleichzeitig immer kritischer betrachtet, insbesondere im Hinblick auf ihre Wahrnehmung als „unecht“. Diese kritische Haltung bietet kann gut auch für die visuelle Vermittlung von Geschichte nutzen: Historische Rekonstruktionen sind stets spekulativ und erfordern eine reflektierte Begleitung. KI-Bilder ermöglichen es, die Unschärfen in der historischen Überlieferung sowie das Problem der „historischen Authentizität“ von Geschichtsdarstellungen klar zu thematisieren. In diesem Kontext setzen wir uns auch mit der Debatte um „Fake History“ auseinander und untersuchen, wie bildgenerierende KI sinnvoll in der Geschichtswissenschaft eingesetzt werden kann.
Individuelle Geschichtserzählungen auf Social Media gab es bereits mit dem BR-Projekt zu Sophie Scholl oder auch Eva Stories aus Israel, die wissenschaftlich untersucht, auf Tagungen vorgestellt und kritisch beleuchtet werden. Auch hier gab es bspw. Kritik zur fehlenden historischen Authentizität und fehlenden Trennung von Fakten und Fiktion – obwohl hier auf eine ganz andere Darstellungsweise (Reenactment) gesetzt wurde. Wir versuchen, aus diesen Projekten zu lernen und haben daher bspw. auch den Wissenskanal von Anfang an als zweiten Account mitgeplant.
Wissen 2 Go: Wie gut die Mischung aus lockender Unterhaltung und knackiger Wissensvermittlung auf Social Media am Ende funktioniert, werden die Rezipienten und Rezipientinnen bewerten.
Mittelalter Digital: Vielerorts wird der Einsatz von KI ja tatsächlich noch erprobt, und euer Projekt ist in seiner Form im Hinblick auf die museale Landschaft ein erstes Pionierprojekt. Gibt es schon erste Erkenntnisse, was ihr als Best Practice für die Zukunft mitnehmen wollt und was ihr perspektivisch vermeiden wollt?
Christian Gries: Genau so verstehen wir das auch: Wir sammeln hier Erfahrung in der Vermittlung und im Einsatz von KI. In unseren Leitlinien zum Einsatz von KI haben wir deutlich gemacht, dass das Experimentieren ein Teil des Lernprozesses ist. Eine kritische Auseinandersetzung ist dabei auch für unsere Arbeit wesentlich. Unsere Erfahrungen wollen wir so transparent wie möglich machen und werden dazu publizieren und diskutieren.
Wirklich spannend ist aber bereits jetzt das positive Feedback auf neue digitale Erzählformate, die erfrischende Zusammenarbeit mit Mittelalter-Communities und die “Portionierbarkeit” von Wissen in sehr kleinen visuellen Einheiten: In sieben Bildern kann man eine Menge erzählen und braucht nicht immer eine ganze Wandabwicklung. Gleichwohl braucht unsere Mediengesellschaft Menschen, die kritisch auf die immer präsenter werdenden neuen Bildwelten gucken. Hier haben die Museen sicher Aufgaben, Kompetenzen, Potenziale und womöglich auch Verantwortungen.
Was kommt als Nächstes? Diesen aktuell noch im Schatten verborgenen Herrn werden viele wenigstens dem Namen nach kennen…
Mittelalter Digital: Da euer Projekt noch fast ein ganzes Jahr läuft: Was dürfen wir als nächstes bei ›LAUTseit1525‹ erwarten?
Christian Gries: Ab Februar 2025 wird es eine ganze Reihe von Take Overs geben: Den Auftakt machen Sebastian Lotzer auf dem Instagram-Kanal vom Haus der Bayerischen Geschichte und dann der Schmid von Sulmingen auf dem Account des Museumsdorf Kürnbach. Außerdem werden wir auf dem Wissenskanal weitere Einblicke hinter die Kulissen und die Arbeit mit der bildgenerierenden KI geben und so auch deren aktuellen Problematiken aufzeigen. Und natürlich wird es noch weitere spannende Kooperationen geben, die unseren Content bereichern!
Mittelalter Digital: Lieber Christian, herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in euer Projekt! Wer sich jetzt näher mit ›LAUTseit1525‹ beschäftigen möchte, findet dazu Gelegenheit über die Webseite und den Instagram-Kanal des Projekts.
Das Interview führte Tobias Enseleit.