BnF, Département des Manuscrits, Français 12420
BnF, Département des Manuscrits, Français 12420

Tagung ›Frauen lasen. Anders? Zur literarischen Tätigkeit von Klosterfrauen im 13.-15. Jahrhundert‹

Vom 9. bis zum 11. März 2023 widmet sich eine Tagung am Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg der Schriftkultur in Frauenklöstern.



Frauen haben im Mittelalter gelesen. Besonders evident wird das im Kontext religiöser Textkulturen, was angesichts der Lese- und Schreibkompetenz mittelalterlicher Nonnen nicht verwundern dürfte. Gerade deshalb bieten die verschiedenen Bereiche literarischer Tätigkeiten von Frauen im Spätmittelalter die Möglichkeit, aktuelle Debatten der Kulturwissenschaften gewinnbringend zu erörtern und fortzuentwickeln. Dementsprechend widmet sich die Tagung aus multidisziplinärer Perspektive Fragen nach literarischen Kulturen im Umfeld vormoderner Frauenkonvente.



Thematische Schwerpunkte bilden dabei die Untersuchung religiöser Lesekulturen, die Überlegung, ob und inwiefern "weibliche" Lektürepraktiken sichtbar werden, und schließlich die Beschäftigung mit den materiellen Zeugnissen selbst und den daran gegebenenfalls nachvollziehbaren Beziehungen zwischen Geschlecht und der Produktion sowie Verbreitung von Handschriften.



›Frauen lesen anders‹ – unter diesem Titel publizierte die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger 1996 ihre bekannte Essaysammlung, in der sie zu einer Beschäftigung mit "weiblichem" Leseverhalten aufruft. Vor dem Hintergrund von Queer Theory und Intersektionalitätsforschung wird die Tagung diese Forderung differenziert weiterdenken.



Lassen sich an mittelalterlichen religiösen Texten geschlechtsspezifische Lektürepraktiken nachvollziehen und welche Vorstellungen von Geschlecht werden sichtbar? Den vermeintlich neutralen „Standardleser“ – der sich nach Klüger bei genauerem Hinsehen zumeist als männlich entpuppt – gilt es dabei durch die Einbeziehung sozialer und kultureller Kontexte zu diversifizieren. Angesichts der oftmals dynamischen Geschlechterkonzeptionen in der religiösen Literatur des Mittelalters erscheint dies umso dringender.



Frauen lasen – aber lasen sie auch anders? Mit dieser Frage werden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Freiburger Tagung beschäftigen und dabei vornehmlich den geistlichen Kontext, aber auch Leserinnen und Leser außerhalb von Klostermauern berücksichtigen.



Mehr Informationen und das Programm der Tagung finden sich hier