Aargauer Kantonsbibliothek, MsWettFm 3, Graduale oesa, Proprium de sanctis (Köln 1330-1335), f. 23v
Aargauer Kantonsbibliothek, MsWettFm 3, Graduale oesa, Proprium de sanctis (Köln 1330-1335), f. 23v

Hören mit allen Sinnen

Am 23. und 24. März 2023 widmet sich an der Goethe-Universität Frankfurt am Main eine internationale mediävistische Tagung im interdisziplinären Zuschnitt "einem multisensorischen Phänomen". Ausgerichtet wird die Tagung im Rahmen des DFG-Netzwerkes "Lautsphären des Mittelalters" in hybrider Form, sodass auch eine Onlineteilnahme möglich ist. Darum geht's:



Innerhalb der mittelalterlichen Sinneshierarchie nimmt das Hören einen prominenten Platz ein. „Im Anfang war das Wort“ (Joh 1.1) und „der Glaube kommt vom Hören“ (Röm 10.17) entfalten als neutestamentliche Perikopen in der Spätantike und im Mittelalter eine immense Wirkung.



Darauf basierend entwickeln sich beispielsweise Vorstellungen von der conceptio per aurem, nach der Maria durch das Hören empfing. Die mittelalterlichen Sinneswelten nicht mehr vom Primat des Sehens, als vielmehr vom Hören ausgehend zu ergründen, eröffnet neue und überraschende Sichtweisen zu Bewertung und Verständnis von Handlungen und Ritualen, medialen Fixierungen und Narrativen. Aber ein Sinn steht selten für sich allein. Vor allem im christlich-lateinischen Mittelalter wird Wahrnehmung grundsätzlich im fluiden, situationsabhängigen Wechselverhältnis der Sinne zueinander gedacht.



Ziel der Tagung ist es, die besondere Bedeutung des Hörens innerhalb multisensorischer Gefüge und damit verbundener Wahrnehmungsmuster und Be-Deutungszusammenhänge mit ihren spezifischen Kommunikationszusammenhängen nachzuvollziehen. Damit sind nicht nur genuin historische und geisteswissenschaftliche Fragestellungen angesprochen, sondern interdisziplinäre Zugänge (beispielsweise im Themenbereich der Psychoakustik oder den Neurowissenschaften) gefordert.



Ebenso notwendig ist der Einbezug transkultureller wie transreligiöser Perspektiven auf das Phänomen. Des Weiteren gilt es, die Terminologie der sinnlichen Grenzüberschreitung (etwa synästhetisch, multi- oder intersensorisch, multi- oder cross-modal) in Hinblick auf die zeitgenössischen Deutungskategorien zu hinterfragen.



Eine Registrierung für die Tagung ist bis einschließlich 22. März 2023 möglich; die Onlineteilnahme findet über Zoom statt. Alle weiteren Informationen findet ihr hier im Tagungsprogramm .