›Glaube mit Humor. Ein Gebetbuch aus Nordfrankreich‹ in Köln
Buchschmuck auf jeder einzelnen Seite: Mit dem Psalter-Brevier aus Laon aus der Zeit um 1300 ist dem Museum Schnütgen eine besondere Neuerwerbung gelungen. Es ist ein prachtvolles Beispiel für die Buchmalerei der französischen Gotik. Angefertigt wurde das Psalter-Brevier für die Prämonstratenser-Abtei St. Martin in Laon, das etwa 140 km nordöstlich von Paris liegt. Bis zur französischen Revolution befand sich die Handschrift in der Abtei, danach in der Sammlung der Herzöge von Arenberg und in unterschiedlichem Privatbesitz. Nun wird sie der Öffentlichkeit erstmals zugänglich gemacht und vom 11. Dezember 2025 bis 17. Mai 2026 in einer Sonderpräsentation gezeigt.
Vom Kalendar zu den Psalmen
Auf 900 verzierten Seiten vereint das Werk die biblischen Psalmen, also die Grundlage mittelalterlicher Gebetbücher, mit einem Stundengebetbuch für Geistliche. Als Monatsübersicht zu den Heiligenfesten ist das Kalendar der Handschrift vorangestellt und aufgrund der malerischen Gestaltung von besonderem Reiz. Zum Kalendar gehören auch die Sternzeichen – vom Wassermann im Januar bis zum einhornähnlichen Steinbock im Dezember – sowie die Darstellung typischer Monatstätigkeiten.
Einblicke in die mittelalterliche Lebenswelt
Besonders prächtig sind die Zierseiten mit der lebendigen Gestaltung des Randes. Hier ist alles in Bewegung: In den sprießenden Blattranken tollen Mischwesen mit menschlichen Köpfen und verschiedenes Getier. Kleine Figuren gehen unterschiedlichen Beschäftigungen nach. Diese heiter-spielerischen Randszenen geben teils auch Einblicke in die Lebenswelt im Mittelalter und zeigen etwa Ball- und Wurfspiele sowie Jahrmarktsszenen mit Dudelsackspieler und Jongleur. Mitunter erscheinen sie auch wie humorvolle Kommentare zu den feierlichen Gebettexten.
In der Ausstellung wird der Vorbildcharakter französischer Buchmalerei für die Kölner Handschriftenproduktion anschaulich. Insgesamt vier Leihgaben aus Privatbesitz sowie aus der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln betten die Neuerwerbung in einen länderübergreifenden Kontext. In Auszügen kann man auch digital in der Handschrift blättern und die teils humorvollen Details entdecken.
Erworben wurde die Handschrift mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Harald und Gertrud Kühnen Stiftung. Die Realisierung der Ausstellung wird zusätzlich unterstützt von der Kölner Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln.
Weitere Informationen zur Sonderausstellung findet ihr hier.