So spannend wie finster: ›A Plague Tale: Innocence‹

In den letzten Jahren ist kaum ein Mittelaltervideospiel erschienen, dessen Erzählung und Atmosphäre so dicht sind wie von ›A Plague Tale: Innocence‹ des französischen Entwicklerstudios ›Asobo‹. Nun ist für den Oktober 2022 die Veröffentlichung des Nachfolgers angekündigt worden – Gelegenheit, noch rechtzeitig vorher in die fesselnde Handlung einzutauchen.



Frankreich, Mitte des 14. Jahrhunderts: Das junge Geschwisterpaar Amicia und Hugo de Rune lebt in relativer Abgeschiedenheit auf dem Anwesen ihrer Eltern, denn der Junge leidet seit seiner Geburt an einer mysteriösen Krankheit, deren Symptome von der Mutter behandelt werden. Die Welt bricht für die Kinder zusammen, als Inquisitoren das Anwesen überfallen und jeden töten, den sie begegnen, um Hugo in ihre Gewalt zu bekommen – in letzter Not kann er jedoch gemeinsam mit seiner Schwester entkommen.



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Doch damit ist die Bedrohung keineswegs gebannt. Denn nun müssen die beiden in einem vom Krieg zerrissenen Land dem Geheimnis von Hugos Krankheit auf die Spur kommen – immer auf der Flucht vor der Inquisition schweben sie in einer noch größeren Gefahr, als gefräßige und die Pest verbreitende Schwärme schwarzer Ratten das Umland heimsuchen. Feuer und Licht sind die einzigen Mittel, welche sie für kurze Zeit auf Abstand halten…



Was sich wie ein mittelalterliches Horrormärchen liest, spielt sich auch wie eines: Statt in die eines mächtigen Helden schlüpfen Spielerinnen und Spieler in die Rolle hilfloser Kinder, die den Gefahren des 14. Jahrhunderts beinahe hilflos ausgeliefert sind. So bahnen sich Hugo und Amicia vornehmlich durch List und Tücke und Verstecken und Schleichen ihren Weg durch das grausige Frankreich des 100-jährigen Krieges. Hilft dies noch, um die Schergen der Inquisition zu umgehen, so stellen die rastlosen Ratten die beiden Kinder vor viel größere Herausforderungen…



Inszenierung eines finsteren Mittelalters

›A Plague Tale: Innocence‹ besticht insbesondere durch die dichte Atmosphäre und packende Handlung. Amicia und Hugo müssen sich durch ein Mittelalter schlagen, das geheimnisvoll wie finster und brutal ist – das Asobo Studio hier tief in die Allgemeinplatz- bzw. Klischeekiste greift, muss nicht überraschen, denn so werden viele Spielerinnen und Spieler bei einer weit verbreiteten Vorstellung abgeholt, „wie das Mittelalter wirklich gewesen war“.



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Gewalt gehört zu unserer Vorstellung vom Mittelalter: A Plague Tale: Innocence inszeniert partiell auch den Hundertjährigen Krieg, der im Spiel Amicia und Hugo durch Berge von Leichen klettern lässt.





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„Authentisch“ wird das Mittelalter, wenn es auch „authentische“ Überlieferung beinhaltet, wie z. B. ein Wandteppich aus der sog. ›Die Dame und das Einhorn‹-Reihe, die zwar erst im 15. Jahrhundert entstanden ist, im Spiel aber schon hier und da die Inneneinrichtung ziert.



Schonungslose Inquisitoren, pestgeplagte Landstriche, Gewalt, Krieg und Mord und Totschlag sind für uns mit dem Mittelalter in der Vorstellung organisch verbunden – und funktionieren erzählerisch und inszenatorisch einwandfrei, um die Handlung spannend zu gestalten. Gleichwohl hat sich Asobo Studio auch sehr viel Mühe gegeben, sein Mittelalter auch auf anderem Weg „authentisch“ darzustellen.



Hugo und Amicia und damit die Spielerinnen und Spieler entdecken „echte“ mittelalterliche Handschriften (zugegeben in „besonderen“ Alltagskonstellationen), „authentische“ Bildteppiche, Architektur und mehr. Da steckt viel Liebe im Detail und unterstreicht den Anspruch der Entwickler, ein überzeugendes und hochwertiges Spiel zu produzieren.



Unseres Erachtens können Fans von Spielen und spannenden Geschichten bedenkenlos zugreifen, und auch Gelegenheitsspieler können einen Blick riskieren, da ›A Plague Tale: Innocence‹ in 10 bis 12 Stunden durchgespielt werden kann.



Du möchtest mehr darüber erfahren, wie das Mittelalter in der Populärkultur dargestellt wird?



Das Mittelalter im Videospiel: ›Assassin’s Creed: Valhalla‹



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Das Videospiel ist längst in den Olymp der Medienlandschaft aufgestiegen. Sie werden zu Kosten produziert, die selbst die aufwändigsten Filmproduktionen in den Schatten stellen, und fesseln ein Millionenpublikum über einen weit längeren Zeitraum als ein Blockbusterabend. Nicht zuletzt deshalb ist das Medium, seit seinen Kinderschuhen auch Träger geschichtlicher Inhalte, in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Fachwissenschaft, Geschichtsdidaktik und Game Studies gerückt. Insbesondere die Spielereihe ›Assassin’s Creed‹ ist aufgrund von vermeintlicher Breitenwirkung und historischer Authentizität in der Ausgestaltung in das Visier akademischer Beschäftigung geraten. Mit dem aktuellen Ableger ›Valhalla‹ lässt die Reihe Spieler und Spielerinnen nun in das frühmittelalterliche England des 9. Jahrhunderts eintauchen.



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Helmpflicht im Mittelalter (?)



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Langsam bewegen sich die Schlachtreihen aufeinander zu. Der Stahl von Rüstungen und Waffen glänzt im Licht der Sonne, während rhythmisches Trommeln und sonore Schlachtgesänge die Krieger beider Seiten in Wallung bringen. Vorneweg schreiten die Anführer, unvergleichliche Helden mit wallendem Haar, manche mit majestätischen Bärten, andere mit ausgefeilten Tätowierungen, wieder andere wunderschön anzusehen mit schneeweißen Zähnen und eisblauen Augen. Sie alle haben eines nicht nötig: Helm zu tragen. Eine Szene, wie sie heute in unzähligen Spielfilmen, Serien und Videospielen begegnet. Der Helm – ein optionales Modeaccessoire? Wir schauen uns an, wie die Helden unserer Medienlandschaft mit Helmen umgehen, diskutieren wie „authentisch“ dies in historischer Perspektive ist, und stellen Erklärungsmuster für dieses Phänomen vor.



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Die fünf besten Mittelalterfilme aller Zeiten



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Mehr als einhundert Jahre Filmgeschichte, wenigstens ebenso viele Filme aus den unterschiedlichsten Genres. Von knallharter Action bis zu hinreißender Romantik, mal dramatisch, mal lustig, mal B-Movie, mal Kinoblockbuster, vom Untergang Roms bis zur Entdeckung Amerikas und darüber hinaus: das Mittelalter im Spielfilm hat unzählige unterschiedliche Gesichter. Manche Filme gelten als zeitlose Klassiker, wieder andere als große Flops. Aus dieser ganzen Heerschar von Produktionen die besten fünf auszuwählen, kann eines nicht sein: hundertprozentig objektiv und umgreifend konsensfähig. Wir gehen durch die Jahrzehnte der Filmgeschichte, diskutieren, was ein Mittelalterfilm eigentlich ist und was in der Folge einen guten Mittelalterfilm ausmacht – und werden sehen, dass es auf die Frage „Was sind die besten Mittelalterfilme aller Zeiten?“ viele, viele Antworten geben wird.



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