Das Nibelungenlied und die Klage (Leithandschrift A), vor 1280, BSB Cgm 34.

Das Nibelungenlied und die Klage (Leithandschrift A), vor 1280, BSB Cgm 34.

›Passau-Projekt‹ vertont das ›Nibelungenlied‹

Kinderkurse, Fitnesseinheiten, Geschäftsmeetings, Unterricht und Nachhilfe: Aufgrund von Corona kommen aktuell immer mehr Menschen digital zusammen und nehmen mit Webcam und Mikrofon Angebote wahr, für die sie vorher die eigenen vier Wände verlassen hätten. Im Rahmen der Europäischen Wochen Passau wurde nun eine digitale Mitmachaktion ins Leben gerufen, die das ›Nibelungenlied‹ vertonen möchte. Jeder, der will, kann mitmachen und einen Teil des Epos auf Video bannen – am Ende soll das komplette ›Nibelungenlied‹ aus den eingesendeten Videos zusammengeschnitten werden.



Damit reaktualisiert das Projekt einen der bedeutendsten und bekanntesten mittelalterlichen Texte auf moderne Weise – jedenfalls fast. Damit sich die freiwilligen Vorleser nicht vom mittelhochdeutschen Originaltext abschrecken lassen, empfehlen die Veranstalter, die altertümliche Übersetzung des Epos von Karl Simrock aus dem Jahr 1827 zu nutzen. Nur sinnvoll, denn die Auseinandersetzung mit dem Text ohne neuhochdeutsche Übersetzung ist recht voraussetzungsreich. Wer will, darf aber gerne auf andere Editionen oder das Mittelhochdeutsche zurückgreifen – das wird zwar am Ende nicht zu einer einheitlichen Epenvorlesung führen, ermöglicht aber jedem, der mitmachen möchte, einen unbeschwerten Einstieg in das Projekt.



Und das ist recht ambitioniert, immerhin wollen 39. Aventiuren (so heißen die Großkapitel im ›Nibelungenlied‹) und rund 2.400 Strophen eingesprochen werden. Insbesondere aus dem ersten Teil des Epos sind bereits viele Aventiuren vertont worden; wer aber nicht zartbesaitet ist, kann sich noch an den blutigen Kämpfen am Hunnenhof und am schaurigen Ende beteiligen.



Wahrscheinlich ist das ›Nibelungenlied‹, das ohnehin aus einer mündlichen Tradition stammt, in aller Regel auch von den hochmittelalterlichen Zeitgenossen vorlesend und zuhörend rezipiert worden. Insofern steht das Projekt in einer gut 800 Jahre alten Gepflogenheit und transferiert diese auf ein modernes mediales Format.



 Hier finden sich alle Informationen zum Projekt und eine Übersicht über die Teile des Liedes , die bereits abgeschlossen sind.