›Warhammer: The Old World‹ angekündigt

Für Fans des Fantasy-Tabletops kam die Nachricht so überraschend wie erfreulich: Games Workshop kündigt ein Revival des populären und althergebrachten Franchises von ›Warhammer Fantasy‹ an , das 2014 herstellerseitig eingestellt und durch das Nachfolgesystem ›Age of Sigmar‹ abgelöst wurde. Nun arbeitet ein Team an einem Spielsystem, das die Alte Welt mit ihrer ausgefeilten Lore und ihren fantastischen Orten wiederbeleben soll.



Fest steht schon jetzt: Es wird keinen alternativen Kanon zum apokalyptischen Ausgang der Geschichte von Warhammer geben, die seinerzeit in der sog. End Times-Serie den Untergang der Fantasywelt erzählt und damit eingefleischten Fans ihrer Hobbygrundlage beraubt hat. Stattdessen setzt ›The Old World‹, soviel ist momentan zumindest ersichtlich, zu einem Zeitpunkt ein, der bislang in der fernen Vergangenheit der spielimmanenten Geschichte lag: nämlich der Epoche der drei Imperatoren, in der die einzelnen Fürstentürmer des Imperiums der Menschen in einem blutigen Bürgerkrieg gegeneinander um die Vorherrschaft stritten. Damit schlägt Games Workshop mit ›The Old World‹ einen Weg ein, den sie bereits für das Sci-Fi-Äquivalent ›Warhammer 40.000‹ mit ›Horus Heresy‹ gegangen waren.



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© Games Workshop

In Hobbykreisen und -foren wird diskutiert, welchen Weg das Spielsystem idealiter einschlagen soll. Spieleveteranen, die sich bereits viele, viele Jahre mit der Welt von Warhammer beschäftigen, hoffen darauf, dass die neuen Spielregeln denen alter Editionen von ›Warhammer Fantasy‹ ähneln, die von einem Fokus auf Regimentstruppen und einer überschaubaren Anzahl von benötigten Miniaturen geprägt waren.



Was das genau für die Spielregeln bedeutet, ist aktuell auch noch nicht abzusehen. Während ›Age of Sigmar‹ mit seinen Rundbases, auf denen die Miniaturen stehen, den Weg Richtung Skirmish-Tabletop eingeschlagen hatte, sollen die Miniaturen für ›The Old World‹ wie bereits bei ›Warhammer Fantasy‹ wieder auf Eckbases stehen. Ob sich damit das gesamte Spielsystem wieder in Richtung Rank'n'File entwickelt (also einem System, in dem der Großteil der Figuren in Einheiten oder Regimentern zusammengefasst beieinander steht), ist genauso unsicher wie die Antwort auf die Frage, ob Spieler ihre alten Warhammerfiguren problemlos im neuen Setting weiternutzen können. Wahrscheinlich ist das nicht: Einerseits wird die Verschiebung in der Timeline zwangsläufig zu Änderungen in der Einheitenauswahl führen müssen (so waren etwa im Imperium noch nicht die Akademien der Magischen Orden gegründet), andererseits ist es gut möglich, dass das neue System andere Formate von Basen einfordern wird – wodurch Spieler wenigstens zum sog. Umbasen ihrer vorhandenen Miniaturen gezwungen würden.



Ebenso unklar ist, wie sehr sich die Entwickler am bestehenden Kanon von ›Warhammer Fantasy‹ orientieren werden. Sollten sie nicht völlig davon abweichen – und bisher deutet nichts darauf hin, dass sie es tun –, so lassen sich jetzt bereits einige Rückschlüsse auf die Geschichte von ›The Old World‹ sowie naheliegende spielbare Fraktionen ziehen. Grundlegend abhängig sind solche Spekulationen von dem genauen Zeitraum, den das neue System abdecken wird.



Das sog. Zeitalter der Anarchie, in dem das Imperium durch innere Streitereien zerrissen war, umfasst in der Geschichte von Warhammer nämlich einen Zeitraum von genau 1152 Jahren. Es beginnt mit der Ermordung des Imperators Manfred Skaventöter und dem darauf folgenden Thronstreit im Jahr 1152 und endet 2304 mit der Krönung Magnus des Frommen, der die Reiche der Menschen siegreich durch den Großen Krieg gegen das Chaos führt. Dass gleich drei Anwärter Anspruch auf Thron erheben, ist jedoch erst seit 1547 imperialer Zeitrechnung der Fall.



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© Games Workshop

Tabletopspiele laden dazu ein, nicht nur die Spielfiguren zu gestalten, sondern auch das gesamte Spielfeld. Ob in ›The Old World‹ zu den spielbaren Fraktionen auch Orks und Goblins sowie die Skaven (beide im Bild oben) gehören, ist bislang noch nicht bekannt.



Wie auch immer die genaue Zeitsetzung in ›The Old World‹ am Ende aussehen wird, genügend Konfliktpotential, das sich auf die Spielfelder bringen lässt, bietet die ausgewählte Epoche in jedem Fall: Der gewaltige Waaagh des Orkbosses Gorbad Eisenfaust im Jahr 1705, der zum Untergang der Provinz Solland und dem temporären Verlust einer der zwölf imperialen Runenklingen führte, oder die Vampirkriege, in denen seit 2010 imperialer Zeitrechnung die untoten Herren derer von Carstein ihrerseits den Anspruch auf den imperialen Thron durchzusetzen versuchten, zählen zu den berühmtesten Auseinandersetzungen der Warhammer-Geschichte.



Zugleich würden mit Fokus auf diese Ereignisse erneut besondere Charaktermodelle die Bühne der Erzählung betreten, die Warhammer-Veteranen über Jahrzehnte begleitet haben, wie etwa der gerissene Vampirfürst Vlad von Carstein oder der grobschlächtige Orkwaaaghboss Gorbad Eisenfaust.



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Eine der bedeutendsten Feindschaften bestand bei ›Warhammer Fantasy‹ zwischen den Zwergen und den Grünhäuten. Da beide Völker vornehmlich in der Alten Welt ihren Platz hatten, ist es gut möglich, ihnen auch im Remake wiederzubegegnen. Im Bild oben versucht ein Heer der Zwerge eine Horde Nachtgoblins, die von einem Riesen und einer Gruppe Trolle begleitet wird, den Weg durch einen Gebirgspass zu verwehren.



Im Hinblick auf mögliche spielbare Fraktionen wäre es naheliegend, dass es sich bei ihnen um das Imperium (bzw. verschiedene imperiale Parteien, die sich jeweils um einen Thronanwärter geschart haben), die Grünhäute, Zwerge und Vampirfürsten handeln wird. Bestätigt ist bereits, dass Kislev, ein Reich von Menschen nördlich der imperialen Grenzen, eine Rollen spielen wird. Das wird insbesondere althergebrachte Fans freuen, denn das Volk war in den letzten Editionen von Warhammer nur noch in der Hintergrundgeschichte vertreten, aber nicht mehr durch Miniaturen präsent.



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© Warhammer Community

Eine Karte der Alten Welt wurde bereits vorgestellt, für Kenner des Tabletops oder der Videospieladaptionen soweit nichts Neues. Ob und inwieweit die anderen Teile der Warhammer-Welt wie die Insel Ulthuan der Hochelfen oder der von Echsenmenschen bewohnte Dschungelkontinent Lustria noch eine Rolle spielen werden, ist bislang nicht abschätzbar.



Zudem war Praag, die Hauptstadt von Kislev, als Kriegsschauplatz während der Chaosinvasionen von großer Bedeutung. Dies könnte also gleichzeitig bedeuten, dass auch die Armeen des Chaos (in der letzten Edition von Warhammer aufgeteilt in die spielbaren Fraktionen der Krieger des Chaos, der Tiermenschen sowie der Dämonen) einen Auftritt haben. Ob weitere Völker der Alten Welt wie die Waldelfen Athel Lorens oder die ritterlichen Bretonen spielbar sein werden, ist ungewiss. Zudem ist bislang kein Wort darüber verloren, was bei ›The Old World‹ mit Völkern geschehen wird, die nicht genuin der Alten Welt angehören.



Möglich ist, dass Hochelfen, die während der Chaosinvasion unter ihrem Meistermagier Teclis bei der Verteidigung des Imperiums eine tragende Rolle gespielt haben, aus diesem Grund auch in das System aufgenommen werden. Darüber hinaus waren beispielsweise Oger und Halblinge in älteren Editionen als alliierte Kontingente für das Imperium spielbar – es nicht auszuschließen, dass dies bei ›The Old World‹ wieder der Fall sein wird.



Wie auch immer: Fans und Spieler werden sich bis zur endgültigen Fertigstellung von ›The Old World‹ noch wenigstens drei Jahre die Zeit anderweitig vertreiben müssen (etwa mit den sehr gelungenen Videospieladaptionen, mit den alten Regelwerken von ›Warhammer Fantasy‹ oder mit ambitionierten Fanprojekten wie › Fluffhammer ‹ oder › The 9th Age ‹). Es bleibt zu hoffen, dass es Games Workshop gelingt, die tiefe Geschichte und den Flair von Warhammer erneut in ein überzeugendes Regelwerk zu gießen.